Hallo Harald, stell dich doch kurz vor.
Mein Name ist Harald Wagner, bin 34 Jahre jung und durch Zufall zum Social Entrepreneur geworden. Bin glücklicher Vater von zwei Kindern und ebenso glücklicher Ehemann. Wir wohnen im Münchner Norden. Versuche gerade jede freie Minute damit zu verbringen, gemeinsam mit meinem Co-Founder Martin Cichowski, ShopProps.de und Vereinsbüchse.de voranzutreiben. Meine Brötchen verdiene ich als Leiter des Gründerzentrums an der Hochschule Landshut und als Startup-Coach bei der evobis GmbH. Meine erste unternehmerische Erfahrung machte ich neben meiner freiberuflichen Beratertätigkeit bereits während meines Studiums. Habe 2003 ein Guesthouse-Business gemeinsam mit Freunden in der Nähe von Kapstadt aufgebaut. Sunset Manor haben wir nach acht erfolgreichen Jahren verkauft. Mein zweites unternehmerisches Projekt beruhte auf schicken Videoportalen im Bike-Action Bereich. Wir hatten ein BMX- und ein Mountainbike-Videoportal am Laufen. Die Webseiten haben wir aber leider aus wirtschaftlichen Gründen eingestellt. Nun identifiziere ich mich zu 100% mit meiner jetzigen Geschäftsidee, da wenn alles klappt, wir einen erheblichen und nachhaltigen gesellschaftlichen Nutzen bewirken werden und gleichzeitig auch die Chance haben selbst damit irgendwann unseren Lebensunterhalt zu bestreiten.
Wie ist die Idee mit Sunset Manor entstanden und warum Kapstadt?
Ganz einfach: In Kapstadt bei einer Unternehmensberatung Praktikum gemacht, dort für Klienten Businesspläne geschrieben und Fördermittelanträge gestellt. Vieles aus der Tourismusbranche. Auf dem Land und den Leuten hängen geblieben und meine Chance gewittert. Objekt gesucht, eigenen Businessplan geschrieben, Fördermittel eingeworben, Freunde überzeugt, altes Farmhaus renoviert, 2,5 Hektar Parkanlage angelegt und alles was sonst noch so bei einer Unternehmensgründung dazu gehört.
Wie fast jede andere Gründung war auch deine Gründung in Kapstadt mit einem gewissen Risiko verbunden. Glaubst du, dass ein Gründer an diesem Risiko wächst und dass diese Erfahrung wichtig ist?
Ja natürlich stärkt es die Persönlichkeit mit einem überdurchschnittlichen Maß an Risiko umzugehen. Man sollte aber mit der Ungewissheit was morgen ist umgehen können. Obwohl ich grundsätzlich glaube, dass jede(r) ein Unternehmen aufbauen kann, gibt es sicherlich Personen die in der „vermeintlichen Sicherheit“ einer Festanstellung besser schlafen können. Aber noch viel prägender als das eingegangene Risiko ist wohl die Vielfalt der unterschiedlichsten Aufgaben, die sich ein Gründer stellen muss.
Welche Aufgaben fallen dir da spontan ein?
Es geht hier meine ich überhaupt nicht um bestimmte Aufgaben. Es ist total egal ob es sich um die Gewinnung des ersten Schlüsselkunden handelt, oder die Anpassung des eigenen Geschäftsmodell an das Kundenfeedback oder auch nervige Telefonate mit Behörden oder einfach Kleinzeug was so anfällt, wie zum Beispiel Design von Werbemitteln, Erstellung der Webseite, hierfür die richtigen Partner finden etc. Es geht mehr um das breite Spektrum der Entscheidungen, um die Vielfalt und um die Lösung von Problemen, mit denen man im Angestelltenverhältnis niemals konfrontiert worden wäre. Auch ist die Freude bei einem noch so kleinen „Etappensieg“ eine viel intensivere.
Diese Aufgaben haben dich sicherlich auch bei deinem aktuellen StartUp erwartet. Erzähl doch mal, was genau ist shopprops?
ShopProps hat sich zum Ziel gesetzt konsumbasiertes Fundraising in Deutschland und vielleicht auch mal in Europa salonfähig zu machen. Wir entwickeln und betreiben Webportale und Tools die den privaten Onlinekonsum mit einer Spendenaktivität verknüpfen. Eigentlich ganz einfach: Unsere Nutzer generieren einen Art Einkaufsbonus, den sie aber nicht selbst einstecken sondern für eine gute Sache weitergeben. Der Nutzer selbst hat sogar noch die Chance bares Geld mit Rabattaktionen und Gutscheinen zu sparen und spendet ohne eigenen Aufwand. Bei DeinKaufspendet.de spenden unsere Nutzer an Hilfsorganisationen bei der vereinsbüchse.de an den vom Nutzer favorisierten gemeinnützigen Verein.
Also eigentlich ein sehr soziales Unternehmensziel. Wie kommt das am Markt an?
Also zu Beginn waren wir schon ein bisschen naiv. „Einkaufen und Gutes tun“ hat sich im Social Web natürlich nicht so rasant verbreitet wie wir es glaubten. Inzwischen stellen wir aber auch das Sparpotenzial durch Rabattaktionen und Gutscheine heraus, also nach dem Motto „Shoppen, selbst sparen und fördern“. Das kommt jetzt schon deutlich besser an. Trotzdem haben wir als Startup nach wie vor mit dem fehlenden Marketingbudget zu kämpfen.
Wie sieht denn eure Marketingstrategie aus?
Okay bitte nächste Frage. Hmm… unsere Marketingstrategie: Wir vernachlässigen den Markenaufbau von ShopProps und Vereinsbüchse und konzentrieren uns auf den Direktvertrieb und kontaktieren Vereinsfunktionäre.
Der Anfang ist immer schwer. Aber irgendwann sollte die Durststrecke ja auch zu Ende sein.
Wann denkst du, werdet ihr profitabel sein und davon leben können?
Das hängt von vielen Faktoren ab. Zum Beispiel ob wir noch einen Co-Founder oder Business Angel für unsere Unternehmung gewinnen können oder wann wir einen öffentlichkeitswirksamen Bundesligisten als Vereinspartner ins Boot bekommen. Wenn wir aber so „Bootstrapping-mäßig“ weitermachen wie bisher, wird das wohl noch bis zum Weihnachtsgeschäft 2013 dauern.
Was muss ein möglicher Business Angel wissen – was macht euch so besonders – damit er in euch investiert?
Erfahrenes Gründer- / Unternehmerteam, hohen Automatisierungsgrad im Backend, klares Geschäftsmodell, nicht nur Profitstreben, sondern auch gesellschaftlicher Nutzen … Alles weitere müssten wir schon im Einzelgespräch klären.
Gibt es noch etwas, was du abschließend anderen Gründern mit auf den Weg geben willst?
Just do it! Oder auf Deutsch – machen nicht quatschen. Wenn man eine gute Idee hat sollte man sein eigenes Ding umsetzen und sich selbst verwirklichen und die Probleme im Kopf erst dann lösen, wenn diese überhaupt tatsächlich eingetreten sind.
Website: ShopProps – Einkaufen und Spenden!
ShopProps auf Facebook
Website: Vereinsbüchse – für Dich und Deinen Verein
Vereinsbüchse auf Facebook